Die Folgen des Klimawandels sind deutlich wahrnehmbar: Hitzewellen, Stürme und Starkregen setzen Menschen und Kommunen zu. Die Stadt will jetzt ein Klima-Anpassungskonzept erstellen – und die Bürger sollen mitwirken. Zur Auftaktveranstaltung am Dienstag, 24. April, um 17 Uhr in der Akademie Mont-Cenis sind alle Interessierten herzlich eingeladen.
„Das Klima-Anpassungskonzept ist als neuer städtischer Ansatz zu verstehen, um sich gezielt mit den klimatischen Hitzeperioden und den zunehmenden Starkregen-Ereignissen auseinanderzusetzen“, sagt Daniel Wirbals, Leiter der Abteilung Klima- und Immissionsschutz im Fachbereich Umwelt und Stadtplanung. Auf die Auswirkungen von Stürmen verzichtet die Stadt bei diesem Ansatz, weil sie schwieriger zu prognostizieren sind. Und Trockenheit spielt in Herne keine große Rolle.
Die 30-Grad-Tage nehmen zu
Hitzewellen und Starkregen sind die beiden Phänomene, die verstärkt durch den globalen Klimawandel auftreten. Die extremen Starkregen-Ereignisse haben in einigen Städten zu wahren Katastrophen geführt. Dr. Monika Steinrücke von der Firma K.Plan aus Bochum beobachtet seit 20 Jahren Stadt-Klimatologie, unter anderem auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Uni Bochum. Steinrücke und ihre Firma haben mehrere Städte wie zum Beispiel Bochum und Recklinghausen bei ihren Anpassungskonzepten unterstützt. Jetzt ist die Wissenschaftlerin für Herne tätig. Sie sagt: „Vor 100 Jahren hatten wir im Schnitt nur an drei Tagen 30 Grad. Inzwischen sind wir schon bei zehn Tagen im Mittel angekommen. Und das Ganze wird sich in den nächsten 50 Jahren verdreifachen bis verfünffachen.“ Die 30-Grad-Tage werden sich auf eine Zahl zwischen 30 bis 50 einpendeln. Im Schnitt.
Jede Menge Möglichkeiten
„Es gibt eine ganze Menge Möglichkeiten“, sagt Dr. Steinrücke. So mildert die Versiegelung bei Hitze und bei Starkregen die Auswirkungen ab. Versiegelte Flächen speichern Hitze und verhindern die Versickerung. Eine tiefschwarze Asphaltstraße wird bei sommerlichen Temperaturen 50 bis 60 Grad, eine hellgraue Straße nur 30 Grad heiß. Deshalb wäre es ratsam, bestimmte Flächen von der Versiegelung zu befreien. Parkplätze könnten mit Rasengitterstein versehen sein. Freiflächen produzieren kühle Luft für die überhitzte Innenstadt. Gleichzeitig sind sie auch erforderlich, damit Niederschläge versickern können. Frischluftschneisen wie Bahnlinien, Kanäle und breite Straßen führen kalte Luft in die City.
Dunkle Wände absorbieren Hitze
In den Quartieren könnten stark besonnte Bereiche im Sommer abgeschattet werden – zum Beispiel mit Bäumen, einer großen Pergola oder einem großen Sonnensegel. Begrünte Fassaden und Dächer wehren die Hitze ebenfalls ab. Bei Fassadenfarben gilt: Je dunkler, desto mehr Wärme wird aufgenommen, hellere Wände haben eine größere Reflektion. Gleichzeitig gilt zu bedenken: „Im Herbst, Winter und Frühjahr wollen wir ja die Sonneneinstrahlung, allein aus energetischen Gründen“, sagt Steinrücke. „Deshalb muss man sich die einzelnen Stadtteile anschauen – wo spielt die Hitze eine große Rolle, wo weniger.“
Interaktive Karte wird freigeschaltet
Die gesamtstädtischen Maßnahmen liegen in der Hand der Stadt Herne, bei der Gestaltung des eigenen Hauses sind die Bürger gefragt. Kerstin Agatz vom Fachbereich Stadtplanung sagt: „Wir laden breit ein – Akteure aus Politik und Verwaltung, Wohnungsbaugesellschaften, Träger von Kitas, Altenheimen.“ Erläutert wird die Frage: Was ist Klimawandel? Außerdem informiert die Stadt, was bisher an Vorarbeiten geleistet wurden. „Nach der Auftaktveranstaltung wird eine interaktive Karte freigeschaltet, in die man sich reinzoomen kann bis ins eigene Haus und Probleme nennen kann wie zum Beispiel: Hier steht immer Wasser. Hier müsste ein Baum gepflanzt werden.“
Zum Ende des Jahres soll das Anpassungskonzept abgeschlossen sein. Dann gibt die Stadt eine Handlungskarte mit der Beurteilung der verschiedenen Flächen und einen Maßnahmekatalog heraus.
Meldung vom 19. April 2018; Quelle: Stadt Herne