Stadt Arnsberg vom Bundesumweltministerium als „Klimaaktive Kommune 2016“ ausgezeichnet

Die Stadt Arnsberg gehört zu den Gewinnern beim Bundeswettbewerb „Klimaaktive Kommune 2016“. Die Auszeichnung wurde für die naturnahe Umgestaltung von verschiedenen Bachläufen und Abschnitten der Ruhr vergeben. Mit diesen Klimaanpassungsmaßnahmen beugt die Stadt zukünftigen Schäden durch Hochwasser und Starkregen vor. Zugleich ist das Arnsberger Projekt beispielgebend für die Finanzierung von umfangreichen Umweltschutzprojekten in einer Kommune.

Ausgeschrieben wurde der Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ vom Bundesumweltministerium und dem Deutschen Institut für Urbanistik. Kooperationspartner sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund.

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Bürgermeister Hans-Josef Vogel nahm gestern Abend in Berlin den Preis von Bundesumweltministerin BarbaraHendricksentgegen. „Wir haben mit der Gewässerrenaturierung unsere Stadt auch ein Stück lebenswerter gemacht“, sagte Vogel und dankte allen Mitwirkenden und dem Team der Stadtverwaltung mit den Worten: „Großartig. Und großen Dank.“ Bundesumweltministerin Barbara Hendricks betonte: „Dieser Wettbewerb bringt wahre Klimaschutz-Erfolgsstories auf die Bühne, die viele weitere Kommunen zum Engagement im Klimaschutz motivieren werden.“

Das Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro ist in die Umsetzung weiterer Vorhaben zur Anpassung an den Klimawandel oder zum Klimaschutz zu investieren. DazuHans-Josef Vogel im anschließenden Gespräch mit dem Meteorologen Sven Plöger: „Wir wollen mit dem Preisgeld einen multimedialen Lernort zum Thema „Klimawandel, Gewässer, Renaturierung und Hochwasser“ schaffen.“

Hintergrund

  1. Die Stadt Arnsberg ist die am stärksten von Hochwasser betroffene Kommune an der Ruhr. Nachdem der Sturm Kyrill im Januar 2007 große Teile des städtischen Waldes zerstört hatte, standen im Sommer mehrere Stadtteile unter Wasser. Im Abstand von nur zehn Tagen hatten zwei Starkregen mehrere Bäche und die Ruhr zum Überlaufen gebracht. Vor allem nicht naturbelassene Bäche, die aus steilen Hanglagen mit großer Geschwindigkeit und viel Wasser senkrecht auf die Ruhr zuflossen, richteten an der im flachen Ruhrtal liegenden Bebauung große Schäden an. Mitgeführtes Schwemmgut und verstopfte Kanaldurchlässe taten ein Übriges. Nicht nur die Betroffenen, deren Häuser und Grundstücke unmittelbar geschädigt waren, forderten ein schnelles Handeln seitens der Stadt. Die reagierte umgehend und ließ innerhalb von nur zwei Jahren für die vier am stärksten betroffenen Bäche Hochwasserschutzkonzepte erstellen und umsetzen. Dafür wurden an den Bächen zunächst umfassend Daten erhoben, um auf deren Grundlage den notwendigen Ausbau der Gewässer zu bemessen, damit beispielsweise Schwemmgut und Geschiebe bei weiteren Überschwemmungen abgefangen werden können.

    Um das Stadtgebiet effektiv zu schützen, waren die Schutzmaßnahmen vor allem in bewohnten Gebieten notwendig. Leitungen, Kanäle und Wege mussten umgelegt, Uferverbauungen entfernt und Uferböschungen möglichst flach gestaltet werden. Nur teilweise konnte hier auf städtische Flächen zurückgegriffen werden, weitere Flächen wurden gefördert zugekauft, Grundstücksstreifen entlang der Ufer sogar entschädigungslos von den Anliegern zur Verfügung gestellt. Dafür ist nun die Sicherheit dieser Grundstücke vor Hochwasserschäden deutlich gestiegen und damit auch ihr Wert.

  2. Die unzureichende Finanzausstattung der Stadt Arnsberg erforderte ein kostengünstiges Vorgehen und das Einwerben von Fördergeldern. Das Land Nordrhein-Westfalen förderte die Maßnahmen der Stadt, der verbleibende Eigenanteil wurde durch die Festsetzung von Flächen als Ausgleichsmaßnahmen im Sinne des Naturschutzrechts refinanziert. Damit ist das Projekt auch beispielgebend für eine klimaangepasste Stadtentwicklung und die Finanzierung von kostenintensiven Umweltschutzprojekten für haushaltsschwäche Kommunen.
  3. Von Anfang an stieß das Vorgehen der Stadt auf hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Entscheidend dafür waren sicherlich deren Information und Beteiligung. Bereits im Vorfeld der Planungen wurden Vereine und Bürgerschaft einbezogen. Bürgermeister Vogel sprach in Berlin von neuer „Koproduktion“ der Verwaltung mit Bürgern und Vereinen. Auf Bürgerversammlungen wurden die Pläne vorgestellt und Anregungen gesammelt. Während der Bauausführung konnten die Baustellen besichtigt und über ein „Bautelefon“ Hinweise gegeben werden. Verschiedene Vereine und Initiativen setzten sogar direkt eigene Maßnahmen um.
  4. Im Ergebnis konnte die Ruhr an vielen Stellen im Stadtgebiet um das Doppelte bis Dreifache verbreitert werden und kann sich in diesen Grenzen dynamisch entwickeln. Vier Bäche wurden so umfassend umgestaltet, dass sie nun einem 100-jährlichen Hochwasser standhalten sollten. Ein weiterer Starkregen im Jahr 2010 konnte in der Stadt jedenfalls keine nennenswerten Schäden anrichten. Neben der Anpassung an veränderte klimatische Bedingungen haben die Renaturierungsmaßnahmen weitere positive Auswirkungen: Der ökologische Zustand der Gewässer hat sich verbessert, und die Menschen vor Ort profitieren vom neuen, naturnahen Erscheinungsbild der Ruhr und ihrer Zuflüsse, das zur Naherholung einlädt.
  5. Der Wettbewerb „Klimaaktive Kommune“ wird seit 2009 im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative ausgelobt. In diesem Jahr wurden insgesamt 99 Beiträge in drei unterschiedlichen Kategorien eingereicht. Die Stadt Arnsberg hat sich mit dem Projekt „Klimaanpassung durch Renaturierung von Gewässern im Stadtgebiet“ in der Kategorie „Klimaanpassung in der Kommune“ beworben. Diese Kategorie wurde zum ersten Mal ausgeschrieben. Neben der Stadt Arnsberg wurden hier gestern Abend die Städte Jena und Karlsruhe mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

Pressekontakt: Elmar Kettler, Telefon 02932 201-1634